Zeitreisen erlaubt - Regina Nussbaum | artlounge köln
18139
post-template-default,single,single-post,postid-18139,single-format-standard,bridge-core-3.0.9,qode-page-transition-enabled,ajax_fade,page_not_loaded,,qode-title-hidden,qode_grid_1300,qode-content-sidebar-responsive,qode-theme-ver-29.6,qode-theme-bridge,disabled_footer_bottom,wpb-js-composer js-comp-ver-6.13.0,vc_responsive

Zeitreisen erlaubt

Künstlerin Regina Nussbaum zeigt in ihrer art lounge Werke unter dem Motto „so what?“

von Johanna Thelemann in
Kölnische Rundschau, Weihnachten 2009

Die Schaufensteratmosphäre war für mich anfangs ungewohnt. Inzwischen finde ich das aber putzig, verrät Regina Nussbaum. Seit ziemlich genau einem Jahr unterhält die Künstlerin eine Galerie in der Wahlenstraße, die art lounge, und das ist für sie ein Anlass zum Feiern. Denn in den vergangenen zwölf Monaten hat sie Wurzeln geschlagen in Ehrenfeld. Im Sommer war ich zwei Wochen verreist, und als ich wiederkam, sagte mir ein türkischer Nachbar: Gott sei Dank sind Sie wieder da! Meine Frau war schon ganz unruhig, weil Sie nicht mehr kamen. Solche Reaktionen könne sie sich in anderen Stadtteilen kaum vorstellen. Ehrenfeld sei für sie ein Wunder und ein Ort für Dauerurlaub. Die Leute sind wach und da, kein bisschen abweisend, ganz im Gegenteil.

Vielleicht liegt es also ein Stück weit an Ehrenfeld, dass Regina Nussbaum mit ihrer Galerie so erfolgreich ist. Hier zeigt sie eine bunte Mischung von Gemälden und unkonventioneller Kunst. Zum Beispiel ihre Antwort auf die Bankenkrise: farbenprächtig gestaltete Bierbänke mit inspirierenden Aufschriften wie „Eine Bank für Zuversicht“. Auf einem bunt beklebten Kinderkoffer steht die Aufschrift „Zeitreisen“, und auf der Innenseite des Kofferdeckels wird man ermutigt: „Träum weiter!“ Die Accessoires für traumhafte Reisen hat Regina Nussbaum gleich mit eingepackt. „Ein alter VW-Bus, denn mit so einem habe ich einen meiner schönsten Urlaube erlebt, eine Notfallweste, ein goldenes Herz- und ein Halstuch, falls es mal kühl wird.“

An den Wänden hängen stimmungsvolle Gemälde. Aktuelles Lieblingsbild der Künstlerin selbst: „So what!?“ Aus einer grünen Fläche, die an eine Frühlingswiese erinnern soll, kristallisiert sich bei genauem Hinsehen in Schemen die Silhouette einer Frau mit wehendem Haar heraus. Früher habe sie die amerikanische Phrase „So what?“  die etwa so viel bedeutet, wie „Was soll´s?“ als oberflächlich empfunden, bekennt Regina Nussbaum. Aber jetzt sehe sie etwas andres darin, und das soll die Frau auf dem Bild ausdrücken: Sie schreitet trotz Gegenwind voran.

Die Sozial- und Kommunikationswissenschaftlerin Nussbaum kam auf Umwegen zur Kunst, zunächst hatte sie als Journalistin gearbeitet. Die art lounge ist donnerstags von 11 bis 19 Uhr, freitags von 14 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Januar 2010 zu sehen.

 

Foto: Regina Nußbaum