20 Sep Distanz in unruhigen Zeiten
Regina Nußbaum zeigt Bilder innerer Landschaften im Büze
Artikel von Hans-Willi Hermans, Kölnische Rundschau, 16. November 2017
Ehrenfeld. Das Bild wirkt vollkommen abstrakt, eine seltsam flirrende Oberfläche in warmen Gelbtönen – auch noch auf den zweiten Blick. Doch allmählich gewahrt der Betrachter die beiden gerade noch sichtbaren, dunkleren Schemen: Zwei längliche Rechtecke, die sich nebeneinander von der Unterkante des Bildes in die Höhe recken. Es sind die Zwillingstürme, die längst zur Ikonographie des Jahrhunderts gehören.
„Das ursprüngliche Bild habe ich gleich nach dem 11. September unter dem Eindruck des Terror-Angriffs gemalt“, erklärt Künstlerin Regina Nußbaum, die derzeit eine Auswahl ihrer Acryl-Arbeiten unter der Überschrift „Der Reiz der inneren Landschaften“ im Ehrenfelder Bürgerzentrum zeigt.
Entsprechend düster war das Bild auch zunächst, doch inzwischen hat Nußbaum es mit wesentlich optimistischeren Farben übermalt und die historische Katastrophe gleichsam neutralisiert und in eine „innere Landschaft“ überführt. „New York träumt“ heißt jetzt die neue Version und ist ein Beispiel für das Programm der Künstlerin, die gerade in diesen unruhigen Zeiten einen Abstand von den äußeren Geschehnissen gewinnen möchte und versucht, ihren inneren Frieden und ihre Lebensheiterkeit zu bewahren.
„Enjoy your life“ heißt deshalb ein großformatiges Triptychon, das den Spaß am Leben mittels turbolenter Linienführung und bunten Farben empfiehlt. Dass diese Haltung nicht ohne Mühe und Anstrengung zu haben ist, bezeugen die Bilder von Regina Nußbaum allerdings auch. Zunächst wirken sie so leicht wie intensiv, doch tatsächlich hat die Künstlerin diesen Eindruck erst mittels Auftragen mehrerer Farbschichten erzielt. Zudem ziehen sich durch einige der Arbeiten seltsame Linien fast wie Brüche, anderes scheint einmontiert, zuweilen müssen ganze Flächen weiß bleiben – allesamt Spuren einer längeren Auseinandersetzung.
Dabei nimmt Regina Nußbaum durchaus auch mal Zuflucht zu höheren Mächten: „Die Göttin“ heißt eines der wenigen Bilder, auf denen eine Gestalt zu erkennen ist. Und diese hat die Arme ausgebreitet, einer bestimmten Religion lässt sie sich allerdings auf dem Werk nicht zuordnen. Die Ausstellung ist noch bis zum 2. Januar im Bürgerzentrum, Venloer Straße 429, zu sehen, und zwar montags bis donnerstags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 20 Uhr.
Foto: Regina Nußbaum